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von Julia Bock-Schappelwein

Die Folgen von Automatisierung und digitalen Wandel für die Arbeitswelt unterliegen aktuell einer breiten öffentlichen, vielfach kontrovers geführten Diskussion. Große mediale Beachtung finden zuvorderst jene Artikel und Szenarien, die eine disruptive Wirkung der Digitalisierung auf die Arbeitsmärkte in Aussicht stellen wie die Studie „The future of employment: how susceptible are jobs to computerisation?“ von Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne aus dem Jahr 2013. Die beiden Autoren errechneten für die USA, dass 47% der Beschäftigten in Berufen tätig sind, die in einer nahen Zukunft potenziell automatisierbar wären. Jeremy Bowles übertrug ihren Forschungsansatz ein Jahr später, 2014, auf Europa. Er schätzte unter ähnlichen Annahmen, dass in Österreich gut die Hälfte aller Arbeitsplätze von Automatisierung betroffen sein könnte.

Demgegenüber errechneten Melanie Arntz, Terry Gregory und Ulrich Zierahn für eine Reihe von OECD-Staaten, darunter auch Österreich, dass rund 12% der Arbeitsplätze in Österreich potenziell automatisierbar sein könnten. Der ausgeprägte Unterschied in den Ergebnissen ist auf die unterschiedliche methodische Herangehensweisen der beiden Studien zurück zu führen: Während Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne das Automatisierungspotenzial auf Berufsebene errechneten, bezogen sich Melanie Arntz und ihre Kollegen in ihrem Forschungsansatz auf die Tätigkeitsinhalte von Berufen. Eine solche Differenzierung in der Betrachtung trägt dem Umstand Rechnung, dass sich vielmehr über die Zeit das Aufgaben- und Tätigkeitsspektrum innerhalb eines Berufs verändert, ohne dass deshalb der Beruf als solcher obsolet wird.

Blicken wir gespannt in die Zukunft, wer Recht behalten wird! Werden jene richtig liegen, die einen disruptiven Prozess erwarten oder doch jene, die mit einer schrittweisen Veränderung rechnen? Oder behalten doch beide Recht, nur in unterschiedlicher Zeitlichkeit verpackt? Die Erfahrung aus der Vergangenheit lehrt uns, dass in einer kurzfristigen Sicht Veränderungen vielfach schrittweise stattfinden und auch als solche wahrgenommen werden und erst in einer längerfristigen Rückschau tritt der disruptive Charakter der Entwicklung zutage. Denken wir nur zurück, als das Automobil die Pferdekutsche zu ersetzen begann.

Wir sprechen viel über künftige Entwicklungen, aber was passiert aktuell? Ein Blick auf die Gegenwart bzw. auf die Entwicklungen in der jüngsten Vergangenheit kann sich als lohnenswert erweisen. In der aktuellen Diskussion wird häufig übersehen, dass die Automatisierung von Prozessen und die Nutzung digitaler Technologien innerhalb von Wertschöpfungs- und Dienstleistungsprozessen nicht erst am Beginn stehen, sondern bereits seit geraumer Zeit stattfinden. Je nach Geschäftsmodell, nehmen digitale Technologien bereits heute eine gewichtige Rolle ein.

Allerdings darf nicht übersehen werden, dass die Auswirkungen von Automatisierung und der Nutzung digitaler Technologien viele weitere Fragen für die Arbeitswelt eröffnen: wie wird sich die Nutzung digitaler Technologien auf die Beziehung zwischen Unternehmen oder zwischen Unternehmen und Kunden auswirken? Wie gestalten sich Eigentumsrechte? Wie wird sich die Digitalisierung von intelligentem Verhalten (weiter) entwickeln? Welche Rolle spielt die Örtlichkeit in global vernetzten Märkten? Werden Daten die Währung von morgen werden? Wie werden Institutionen oder die Gesellschaft auf diese Veränderungen reagieren? Wie steht es um globales Agieren von (Einzel-)Unternehmen und nationale Rahmenbedingungen? Welche neuen Berufsbilder werden entstehen, welche Berufsbilder (wie beispielsweise der Kutscher oder der Fuhrwerker in der Vergangenheit) werden (fast) gänzlich verschwinden? Wer wird wie, wo und für wen unter welchen Rahmenbedingungen arbeiten? Welche Auswirkungen sind damit auf die work-life-Balance oder den Sozialschutz verbunden? Welche gesellschaftsspezifischen Fragen eröffnen sich?

So sehr wir uns auch Anhaltspunkte wünschen, was uns künftig erwarten wird, so wenig kann es konkrete Antworten geben. In einer kurz- bis mittelfristigen Perspektive lassen sich, aufbauend auf den bisherigen Erfahrungen, gerade noch Tendenzen herauskristallisieren. Dazu gehört, dass aller Voraussicht nach von Arbeitskräften jene Fähigkeiten gefragt sein werden, die sie von Robotern oder programmierten Algorithmen merklich unterscheiden, wie das Verstehen und Kommunizieren von Informationen, das Lösen unstrukturierter Probleme oder das Durchführen manueller Nicht-Routinetätigkeiten. Fachwissen und formale Qualifikation sowie Erfahrungswissen und vernetztes Denken (Buhr — Trämer, 2016) gemeinsam mit digitaler und sozialer Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Empathie werden über die Chancen am Arbeitsmarkt vermutlich mit entscheiden.

Was können wir nun tun, um gerüstet zu sein für eine „digitale Zukunft“? Unbestritten sollte sein, dass wir ohne ausreichend Basisqualifikationen in Lesen, Rechnen und Schreiben digitale Technologien nur unzureichend nutzen (werden) können. Es erscheint daher unerlässlich, rechtzeitig die Weichen zu stellen, damit Kinder während der ersten Jahre ihrer Schulkarriere diese Basiskompetenzen festigen können. Die Unterstützung durch digitale Technologien kann dabei behilflich sein.

Literatur
Arntz, M., Gregory, T., Zierahn, U., 2016, The Risk of Automation for Jobs in OECD Countries: A Comparative Analysis, OECD Social, Employment and Migration Working Papers, No. 189, OECD Publishing, Paris.
Buhr, D., Trämer, M., 2016, Industrie 4.0 braucht auch soziale Innovation, WISO, 39(4), S. 35-46.
Frey, C. B., Osborne, M. A., 2013, The Future of Employment: How Susceptible are Jobs to Computerisation?, Oxford Martin Programme on the Impacts of Future Technology, Oxford.
Bowles, J., 2014, The computerization of European Jobs, Bruegel, Brüssel, http://bruegel.org/2014/07/chart-of-the-week-54-of-eu-jobs-at-risk-of-computerisation/.


über die Autorin

Mag. Julia Bock-Schappelwein ist als Referentin am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) tätig und beschäftigt sich mit arbeitsmarkt-, bildungs- und migrationsspezifischen Fragestellungen. Aktueller Schwerpunkt: Digitalisierung und Arbeit.

One thought to “Digitalisierung und Arbeitsmarkt”

  • tautischer
    tautischer

    Erfrischend auch mal was über Arbeitsmarkt und Digitalisierung ohne Horrorszenarien zu lesen. Meistens entwickelt sich die Diskussion rund um die Frage “Wer wird zuerst überflüssig: white oder blue collars?” – vor Allem als beliebte Illustration der Fortschritte im Bereich Künstliche Intelligenz (als white collars ersetzend) und Robotik (als blue collars ersetzend). Umso wichtiger und richtiger ist die obige Behauptung dass neue Fähigkeiten, die durch Algorithmen NOCH nicht beherrscht wurden gefragt sind – und hier ist IMHO vor Allem die Kreativität gefragt. Das ist aber eine riesige Herausforderung die das Bildungssystem erst zu bewältigen hat, man darf aber die Wirtschaft nicht ausser Pflicht nehmen. Es müssen Berufsbilder geschaffen werden die Kreativität, Kommunikationsfähigkeit und Empathie würdigen, keinesfalls solche wo es auf ein Wettbewerb zwischen Menschen und Maschine hinausläuft. Die Idee, durch Einsatz von KI alleine entscheidende Vorteile gegenüber Konkurrenz zu verschaffen ist zwar verlockend aber kaum nachhaltig, denn irgendwann hat jeder eine sehr intelligente Maschine und spätestens dann werden wieder kreative Köpfe gebraucht.

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