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Porträt: Monika Hammermüller

von Monika Hammermüller

I. Entwicklungen

Der weltweite Hype um virtuelle Währungen wie Bitcoin und die dahinterstehende Technologie Blockchain ist groß. 

Die Ursprünge liegen in der Erfindung von Bitcoin, zu einem Zeitpunkt, als das Vertrauen in das Finanzsystem an einem Tiefpunkt war. Das Neue an Blockchain ist, dass Transaktionen von Vermögenswerten möglich sind, bei der jeder die Richtigkeit der Transaktion selbst überprüfen kann, ohne auf die Legitimation einer zwischengeschaltenen Institution angewiesen zu sein. Es ist ein öffentliches, dezentral geführtes Kontobuch  ̶  ein Distributed Ledger. Blockchain ist der Distributed Ledger, welcher Bitcoin zugrunde liegt.

In den darauffolgenden Jahren wurden zahlreiche Anwendungsfälle entwickelt und zwar nicht nur am Finanzmarkt, sondern etwa in der staatlichen Verwaltungsorganisation, am Energiemarkt und für alle Arten von Registertätigkeiten. Zusätzlich wurde der Distributed Ledger mit Smart Contracts verknüpft. Dadurch können Vertragsbedingungen samt den Zahlungsbedingungen in kryptographischen Protokollen festgelegt und auf allen beteiligten Systemen gleichzeitig, automatisiert und ident ausgeführt werden.

II. Transformation

Mit dem Erfolg der Distributed Ledger Technologie stellen sich nicht nur technische Umsetzungsfragen (Skalierbarkeit), Fragen der Währungs- und Finanzmarktpolitik und rechtliche Herausforderungen (wie die Haftungszuordnung, Datenschutz und Datensicherheit, neue Vertragskonzepte, Fragen des anwendbaren Rechts oder der Durchsetzbarkeit von Ansprüchen).

Gesetzgeber weltweit stehen vor einer regulatorischen Herausforderung: Wieviel Gesetzgebung ist erforderlich, ohne dabei das Potential der Technologie zu bremsen? Welche Rahmenbedingungen sind einzuführen, wenn die Auswirkungen auf Wirtschaftsmodelle und Geschäftsprozesse noch nicht bekannt sind?

Dies ist umso brisanter, weil regulatorische Unterschiede zu Beginn einer Transformation über die Zukunft einer Region entscheiden können. Im Fall der Distributed Ledger Technologie kann die Auswirkung weltübergreifend sein.

Die Schaffung eines einheitlichen internationalen Rahmens könnte die Herrschaft einer technologischen Infrastruktur ohne ein demokratisches Mitspracherecht sowie ein Auseinanderdriften von Regionen durch zersplitterte Distributed Ledger vermeiden.

III. Vision

Nach Ansicht des Financial Stability Board könnte die Distributed Ledger Technologie zur Stabilität am Finanzmarkt beitragen.

Dies, weil ihre Stärke in ihrer dezentralen Natur, Effizienz und Transparenz liegt und sie die Teilnahme von neuen Marktteilnehmern und ganzen Regionen ermöglichen kann, deren Finanzsystem sich im frühen Entwicklungsstadium befindet.

Die Distributed Ledger Technologie ermöglicht die dezentrale Speicherung signierter Transaktionen in identer Form in verschiedenen Datenbanken. Die Historie der Transaktionen befindet sich bei jedem Systemteilnehmer, wodurch der Angriff auf eine zentrale Datenbank nicht möglich ist. Auch die Destabilisierung des Finanzmarktes durch den Ausfall eines oder mehrerer Finanzinstitute wird unwahrscheinlicher, da neue Marktteilnehmer mit Hilfe technologiebasierter Systeme (Fintechs) Finanzdienstleistungen anbieten.

Die Distributed Ledger Technologie verspricht eine Effizienzsteigerung durch die Optimierung einer historisch gewachsenen Nachhandelsinfrastruktur. Das Wertpapiergeschäft besteht heute aus einer komplexen und linearen Prozesskette, welche aus dem Abschluss des Handelsgeschäfts (Trade), aus der Datenübereinstimmung zwischen Käufer und Verkäufer (Matching), aus der Verrechnung (Clearing), aus der Abwicklung der Geschäfte (Settlement), aus der Verwahrung (Custody) sowie aus der Verwaltung der Wertpapiere (Administration) besteht. Die Europäische Zentralbank hat bereits im Jahr 2016 mehrere Szenarien entworfen, wie sich der Einsatz der Distributed Ledger Technologie auf die Nachhandelsinfrastruktur auswirken könnte. Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) kommt nach zwei Jahren Konsultation in ihrem Bericht aus Februar 2017 zu dem Schluss, dass mit der Distributed Ledger Technologie eine effizientere Nachhandelsinfrastruktur geschaffen werden könnte. Darüber hinaus könnten verbesserte Berichts- und Kontrollsysteme möglich sein, die Belastbarkeit und Verfügbarkeit des Systems erhöht, die Reduktion des Gegenparteirisikos und ein verbessertes Sicherheitenmanagement erreicht werden.

Vereinfachte Prozesse und Geschäftsmodelle könnten kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) den Zugang zum Kapitalmarkt ermöglichen. Unternehmen in der Europäischen Union finanzieren sich derzeit zu 80% über Banken und lediglich zu 20% über den Kapitalmarkt, während dieses Verhältnis in den Vereinigten Staaten von Amerika umgekehrt ist. Die Europäische Kommission prüft daher das Potential der Distributed Ledger Technologie, welches ihren Aktionsplan zur Schaffung einer Kapitalmarktunion vorantreiben könnte.

Ob die Distributed Ledger Technologie der internen Effizienzsteigerung von Unternehmen dient, ein gesamtes Marktsegment zur Distributed Ledger Technologie überwechseln oder sogar ein neues wirtschaftliches Model entstehen wird, in welchem Transaktionen Peer-to-Peer ohne Intermediäre erfolgen, wird sich am Ende des Hype-Zyklus zeigen.

Unzweifelhaft ist die Distributed Ledger Technologie eine von mehreren Technologien — wie insbesondere Cloud Computing, Machine Learning/Predictive Analytics, Quantum Computing, Biometrie und Robotik — welche die Zukunft der Finanzdienstleistungen und damit die Vierte Industrielle Revolution mitgestalten wird.

Literaturverzeichnis

Financial Stability Board, Financial Stability Implications from FinTech, Supervisory and Regulatory Issues that Merit Authorities´ Attention, 27.6.2017

Europäische Kommission, Aktionsplan zur Schaffung einer Kapitalmarktunion, COM (2015) 468, 30.9.2015

European Central Bank, Occasional Paper Series, Distributed ledger technologies in securities post-trading, Revolution or evolution?, April 2016

ESMA Report, The Distributed Ledger Technology Applied to Securities Markets, 7.2.2017

World Economic Forum, The future of financial infrastructure, An ambitious look at how blockchain can reshape financial services, August 2016

World Economic Forum, realizing the Potential of Blockchain, A Multistakeholder Approach to the Stewardship of Blockchain and Cryptocurrencies, Juni 2017

Micheler/ Von der Heyde, Holding, clearing and settling securities through blockchain technology, Creating an efficient system by empowering asset owners, 3.6.2016

De Filippi/ Loveluck, The invisible politics of Bitcoin: governance crisis of a decentralized infrastructure, 30.9.2016

Über die Autorin

Mag. Monika Hammermüller, MAIS ist Rechtsanwältin in der Kanzlei Pöch Krassnigg Rechtsanwalts GmbH und schwerpunktmäßig im Unternehmens-, Bank- und Versicherungsrecht sowie im Zivil- und Vertragsrecht tätig. Weitere Schwerpunkte ihrer Tätigkeit bilden das Datenschutzrecht sowie das Technologierecht. Sie vertrat im Jahr 2000 das Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen im Europarat. Mag. Monika Hammermüller ist seit dem Jahr 2004 in der Anwaltei tätig, davon ein Jahr in den Niederlassungen einer großen Wirtschaftskanzlei in Hongkong und Peking. Sie spricht neben Englisch auch fließend Französisch und Spanisch.

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